Erstaunlicherweise bläst der Wind nicht durch das Zelt und wir schlafen sehr gut. Der Aufbruch dauert allerdings etwas länger. Wir wollen früh los, um nicht mit Offiziellen der Hütte über uns zusammenzustoßen, da wir von weitem sichtbar auf einer Wiese stehen. In der Kälte fällt jede Bewegung schwer. Nicht mal die Sonne ist heute zu sehen, überhaupt macht das Wetter keinen vielversprechenden Eindruck. Wegen der tiefliegenden Wolken kann man leider die Spitzen der meisten Felstürme nicht sehen. Am Refugio Vazoller kommen wir noch gut vorbei, aber als wir einen Kilometer weiter in der Serpentine, in der der Weg von der Fahrstraße in den Wald abbiegt, Frühstückspause machen wollen, beginnt es zu regnen. Das Umziehen in den Wald bringt nur bedingt Trockenheit, dafür aber sitzen wir zunächst in einem großen Ameisenhaufen. Jetzt also nicht nur Regentropfen im Nacken sondern auch hin und wieder eine Ameise. Am Hang entlang geht es ohne viel Aussicht zum Rifugio Bruto Carestatio um dort auf besseres Wetter
Campanna Casamatta
zu warten. Von der Landschaft bekommen wir bedauerlicherweise wegen der Wolken und des Regens nicht viel mit. Schade. Bei Sonnenschein ist das Civettamassiv sicher beeindruckender.
Ein Felsturm
Weiter zum Passo Duran: Die letzten paar hundert Meter führen über eine Wiese bergab und sind sehr rutschig. Viel zu früh für heute sind wir am Etappenziel, aber auch zu spät um die nächste Etappe gleich noch dran zuhängen. Wir entscheiden uns für die beflaggte der beiden Hütten am Pass und verbringen dort - vor einem offenen Kaminfeuer - mit heißer Schokolade, Chips und Bier einen warmen Nachmittag. Die Karten, die man hier bekommen kann, decken praktisch den ganzen Traumpfad ab. Spät gehen wir weiter, um in Richtung nächster Etappe einen Zeltplatz zu suchen. Wir folgen der Straße bis zum Rand des Naturschutzgebietes und vespern erst mal wieder gegen eine aufziehende Hypoglykämie. Das Zelt bauen wir kurz unterhalb der Forcella Dagarai in sehr unebenem und abschüssigem Gelände im Wald auf. Wasser gibt es dort überhaupt nicht und die Suche danach - erst in die eine Richtung, dann in die andere zurück zur Straße wo wir hergekommen sind - nimmt fast eine ganze Stunde in Anspruch. Morgen beginnen wir mit der Umgehung der Schiara, hoffentlich wird das Wetter besser sein als es heute war.
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